"Das war also die Antwort, die meinen noch nicht gelebten Fragen gegeben wurde: schöpferisch leben!" (*)
Die chorische Sinfonie Hiob war ein zentrales Werk in seinem Leben. Ausführlich schildert Rudolf von Oertzen in seiner Autobiografie, wie nach "restlos glücklichen 14 Tagen" mit seiner zweiten Frau Margot in Rettin an der Ostsee seine kompositorische Kraft wuchs.
"Mich ergriff das Buch HIOB und ich gedachte daraus zu komponieren. Der Plan ließ mich nicht los und eines Abends, als ich am Meer die Textmöglichkeiten der Vertonung durchdachte, floß die Musik in Strömen ich mich ein. Ich schaute und hörte das Oratorium gleichsam zusammen. Als ich zu den Bibelworten kam: "Und der Herr sah Hiob an", fiel plötzlich ein ganz heller Schein von hinten über meine Schulter. Ich fuhr herum: der Mond war für einen kurzen Moment klar hinter den Wolken hervorgekommen. Ich war natürlich betroffen und tief bewegt ... und schrieb in dieser Nacht die gesamte Kompositionskomposition meiner chorischen Sinfonie nieder." (*)
Uraufführung
Die Uraufführung des Werks fand am 5. November 1952 statt. "Unvergeßlich die zusammenfassende Gesamtprobe vor der öffentlichen Hauptprobe: Margot und ich ... erlebten mit tiefer Bewegung die Realität und Realisierung unserer Rettiner Gottes-Erleuchtung von damals." (*1)
HIOB wurde wiederholt in Hamburg aufgeführt, außerdem in Bremen und schließlich 1954 in Bonn. Der Bund Deutscher Kriegsgräberfürsorge war von einer Aufnahme des NDR beeindruckt und holte die Komposition zum Volkstrauertag 1954 in den Bonner Bundestag.
Anwesend waren alle Vertreter des Deutschen Bundestages ,einschliesslich Bundeskanzler Adenauer und Bundespraesident Theodor Heus,sowie Bischof Kunst. Nach der Aufführung erteilte die Bundesregierung den Auftrag, ein neues Werk zu komponieren - es entstand das Oratorium "Der Andere", welches ebenfalls mit großen Erfolg aufgeführt wurde.
"Vor der Feierstunde wurde ich Adenauer und Heuss vorgestellt. Dann begann die Feier: Ansprache Adenauers, Totenehrung, ..., Ansprache des Volksbund-Präisdenten G. Alhorn, so dass ich um Punkt 12 Uhr den Taktstock zur Hiob-Aufführung heben konnte, die über alle deutschen Sender ging." (*2)
HIOB zum Kirchtag 1956
Eine weitere Aufführung der chorischen Sinfonie fand im Jahr 1957 zum Ev. Kirchentag in Frankfurt statt. Trotz vieler organisatorischer Stolpersteine im Vorfeld wurde insbesondere die zweite Aufführung ein großer Erfolg.
weitere Rezensionen und Kritiken
* aus: Müh-seliges Leben, R.v. Oertzen, Autobiografie, Seite 106
*1, ebd., Seite 117
*2, ebd. Seite 121